In den letzten Jahren bin ich oft im November oder Ende Oktober auf Kurztrip in Europa gewesen. Diese Zeit ergab sich oft, weil ich oder Freunde hier einfach Urlaub bekommen haben oder Resturlaub noch weg mussten. Weiter war es aber zu dieser Zeit auch viel einfacher, spontan einen Kurztrip zu planen, weil Übernachtungsplätze, Fahrkarten etc. auch günstiger verfügbar waren. Das Erstaunliche für mich ist aber, dass zurückblickend auf diese Zeit das Wetter auch meistens sehr gut war. Also kann ich den November nur als DEN Reisemonat empfehlen! Nicht nur für lange Flüge in warme Regionen wie Karibik, Asien oder Afrika, sondern auch für Kurztrips in Europa. Im folgenden und vermutlich noch in einem weiteren Post will ich einige meiner November-Kurztrips vorstellen und natürlich Bilder aus der Zeit hier zeigen. Vielleicht gibt es für euch ja Anregungen für einen Kurztrip im Herbst. Starten werde ich mit meiner Baltikum-Reise aus diesem Jahr, meinem Mallorca-Kurztrip und Abstecher ins Deutsche Elbtal und bis Prag.
Vorteile des November
Warum ist November ein prima Monat zum Reisen?
Weniger Touristen und niedrigere Preise
Der November liegt in der Nebensaison, was für viele Reiseziele weniger Besucher bedeutet. Das senkt oft die Kosten für Flüge, Hotels und sogar lokale Attraktionen, weil die Nachfrage zurückgeht. Viele Unterkünfte und Fluggesellschaften bieten günstigere Preise an, um die Buchungen zu füllen. Gerade in beliebten Destinationen wie Hawaii oder Miami lassen sich im November oft günstigere Optionen finden, während man bekannte Attraktionen ohne den typischen Menschenandrang erleben kann.
Mehr Erlebnisse und Entspannter
Weniger Touristen bedeuten mehr Raum für authentische Erlebnisse und lokale Begegnungen. Beliebte Sehenswürdigkeiten sind nicht überlaufen, sodass Wartezeiten entfallen und man die Orte in Ruhe genießen kann. Dies hat grade für Fotofreunde viele Vorteile.
Viele kleinere Veranstaltungen richten sich nun an die Einheimischen, was Reisenden die Möglichkeit bietet, intensiver in die lokale Kultur einzutauchen und leichter mit Bewohnern ins Gespräch zu kommen. Auch Restaurants und Bars sind leere und entspannter, wodurch man die Atmosphäre an den Reisezielen in privater und authentischer Umgebung erleben kann.
Mildes (sogar gutes?) Wetter
Im Vergleich zwischen Anfang Oktober, November und Dezember ist der November in vielen Regionen eine stabilere Wahl. Die Temperaturen sind im Vergleich zu Anfang Dezember meist noch mild, während Oktober oft etwas wärmer ist, allerdings mit höherer Regenwahrscheinlichkeit.
Aber ich gebe zu: Meine These, dass im November das Wetter besser ist, konnte ich bei meinen Internet-Recherchen nicht wirklich untermauern. Einzig meine Bilder zeigen oft Sonne von den Kurztrips aus diesen Monaten. Sogar bei November-Touren nach Irland oder Schottland kann ich Bilder von so mancher Sonnenstunde vorweisen. Also zumindest scheint eine gute Chance, im November zu bestehen, dass die Sonne auch mal herauskommt. Was aber Fakt ist, ist, dass diese Jahreszeit für Fotografie ihre Vorteile hat:
Fotografisch interessant
Aus fotografischer Sicht ist der November eine sehr gute Wahl. Scheint die Sonne, wird man mit wunderbarem Licht belohnt. Die Luft ist klar und die Sonne steht tief. Fast den ganzen Tag gibt es goldenes Licht und morgens und abends tolle Sonnenauf- bzw. -untergänge mit allen Rot- und Orangetönen. Das alles auch zu normalen Zeiten, die einen nicht zwingen, super früh oder spät aufzustehen. Dazu kommt, dass sich alle Bäume im bunten Herbstlaub zeigen und ihr bestensfalls richtigen ‘Indian Summer’ habt.
Natürlich bringt die tiefstehende Sonne auch lange Schatten mit sich. Bestimmte Dinge zu fotografieren kann schwieriger sein, aber es bietet auch tolle Möglichkeiten, z. B. für die Streetphotography.
Aber auch bei schlechtem Wetter gibt es schöne Möglichkeiten: Zum Beispiel können Aufnahmen im Nebel oder auch im Regen sehr stimmungsvoll sein. Ja, und selbst wenn das Wetter total daneben ist, hat man eine gute Ausrede, die Kamera beiseitezulegen und die regionalen Köstlichkeiten oder Getränke im Restaurant oder Pub durchzuprobieren.
Nachteile des Herbst-Kurztrip
Ja, ich gebe es zu, es gibt auch einige Nachteile: Die Tage sind im November deutlich kürzer, was bedeutet, dass man nur begrenzt Zeit für Outdoor-Aktivitäten und auch für Fotografie hat. Dazu kommt, dass man ohne dicke Jacke und warmen Pullover nicht auskommt. Wer auf die gemütliche Atmosphäre von Weihnachtsmärkten und Glühwein hofft, muss sich noch im November gedulden, während viele Touristenaktivitäten vielleicht schon in dem Monat zu haben sind. Sogar die Auswahl an Unterkünften oder Restaurants kann in dieser Zeit geringer sein. Und dann wäre da noch das Wetter: Eine Sonnengarantie gibt es nicht, und Regentage können durchaus dabei sein. Das Wetter kann sich auch alle paar Stunden ändern. Flexibilität und wetterfeste Kleidung sind also ein Muss!
Meine Kurztrips im November
Von meinen Kurztrips im November in den verschiedenen Jahren möchte ich euch nun im folgenden und vermutlich auch einem zweiten Post berichten. Starten möchte ich mit meinem ganz aktuellen Kurztrip Ende Oktober bis Anfang November ins Baltikum. Weiter zeige ich euch ein paar ältere Kurztrips nach Mallorca und ins Elbtal.
Baltikum
Das Baltikum zeigt sich im November von einer ruhigen und herbstlichen Seite. Während in Riga und Vilnius die Städte von bunten Laubfarben verzaubert werden, schaffen kühle Temperaturen und gelegentliche Nebelschwaden eine mystische Atmosphäre. Dieses Jahr (2024) war ich mit dem Zug in Vilnius in Litauen und Riga sowie in einigen weiteren Städten in Lettland.
Vilnius
Vilnius zeigt sich im November von seiner ruhigen Seite. Dies auch im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich habe dank der Trollybusse und vielen E-Autos noch nie eine so geräuscharme Stadt erlebt. Die Stadt hüllt sich oft in kühle, frische Luft mit gelegentlichen Regenschauern, aber mit Glück kann man auch hier tolle und warme Herbsttage haben. Besonders stimmungsvoll sind die Kopfsteinpflasterstraßen der Altstadt, die im diffusen Licht eine fast mystische Atmosphäre schaffen. Sehenswürdigkeiten wie der Gediminas-Turm oder die Bernhardinerkirche wirken in der herbstlichen Dämmerung noch beeindruckender. Für Fotografen bietet die Stadt im November harmonische Farben mit den letzten goldenen Blättern, die den Charme der historischen Gebäude betonen. Warme Cafés und lokale Spezialitäten laden außerdem dazu ein, sich nach einem Spaziergang aufzuwärmen.
Im Herbst bieten der Gediminas-Turm und der Drei-Kreuze-Hügel in Vilnius beeindruckende Ausblicke. Vom Turm schweift der Blick über die von buntem Laub umgebene Altstadt, während der Drei-Kreuze-Hügel eine malerische Kombination aus herbstlichen Wäldern und weichem Licht über der Stadt offenbart. Viele weitere Erhebungen bieten immer wieder einen guten Überblick über die Stadt.
Künstlerquartierund eigener Staat Užupis
Užupis, das Künstlerquartier von Vilnius, strahlt im Herbst eine besondere Atmosphäre aus und hat mir besonders gefallen. Die bunten Blätter und das sanfte Licht verstärken den Charme der Gassen, Galerien und Kunstinstallationen. Cafés und Ateliers laden ein, die kreative Energie des Viertels zu spüren. Im November bietet Užupis eine stimmungsvolle Mischung aus Ruhe, Herbstfarben und künstlerischer Freiheit – ein inspirierender Ort für Entdecker und Fotografen.
Die Einwohner Užupis haben sich selbst zum „unabhängigen Staat“ von Vilnius ernannt. Sie haben eine eigene Verfassung und eigene Flagge, geprägt von Kreativität und Humor. Das Künstlerquartier feiert Freiheit und Eigenironie – ideal verkörpert durch die Regel „Jeder hat das Recht, glücklich zu sein.“
Riga
Riga bietet (nicht nur) für Fotografen fantastische Aussichtspunkte, um die Stadt aus verschiedenen Perspektiven zu erleben – besonders spannend im November, wenn die tiefstehende Sonne für dramatische Lichtverhältnisse sorgt. Hier sind die Spots, welche ich besucht habe:
Aussichtspunkte in Riga
Riga lässt sich prima von oben aus entdecken. Über 4 Aussichtspunkte kann man die Stadt aus verschiedensten Blickwinkeln erleben und im Herbst auch tolle Lichtstimmungen mitbekommen.
Die Aussichtsplattform der Lettischen Akademie der Wissenschaften bietet in 65 Metern Höhe einen beeindruckenden Blick auf Riga. Besonders bei Sonnenaufgang taucht das warme Licht die Altstadt in sanfte Farben, während man die Bahnbrücke mit Markthallen und Nationalbibliothek perfekt im Bild festhalten kann. Ein weiteres Highlight ist der Turm der Petrikirche, von dem aus sich ein 360-Grad-Blick über die Stadt eröffnet. Im November zaubert der Sonnenuntergang pastellfarbene Wolken und eine besondere Herbststimmung über die Dächer Rigas. Diese beiden Türme kosten einen Eintritt von 8 € bzw. 9 €, die sich aber auf jeden Fall lohnen.
Kostenlos sind aber folgende Aussichtspunkte: Für eine entspannte Atmosphäre, kombiniert mit einem großartigen Stadtblick, ist die Rooftop-Bar der Galleria Riga ideal. Mit einem Getränk in der Hand kann man hier den Blick auf die beleuchteten Straßen und Dächer genießen. Die Lettische Nationalbibliothek beeindruckt architektonisch und bietet aus den oberen Etagen einen tollen Blick auf die Altstadt und die Daugava, auch wenn Fotos durch die ‚gepunkteten‘ Scheiben leider nur sehr eingeschränkt möglich sind. Dennoch lohnt sich die Aussicht auf die Altstadt mit der Daugava im Vordergrund.
Jeder dieser Orte hat seinen eigenen Charakter, und in der goldenen Novemberstimmung sind die Fotos von Riga garantiert stimmungsvoll und besonders.
Mallorca
Zum Ende der Coronapandemie wurde mein Fernweh zu viel. Ich musste endlich mal raus. Also mit einem Freund einen Kurztrip geplant, und was ist da nicht einfacher als ein Kurztrip nach Mallorca?
Nun ist diese spanische Insel natürlich mal ein typischer Garant für gutes Wetter, aber auch im späten Herbst? Ja, und auch hier war ich sehr positiv überrascht von der Insel und von dem guten Wetter. Zwar gab es auch hier einen Sturm, der zu kräftigen Wellen in Port de Sóller führte, aber es war auch warm genug um mittags draußen ein paar Tapas zu essen oder abends, mit warmer Jacke, noch einen Wein draußen zu genießen.
Vor Kurzem habe ich es geschafft, einen Blogpost mit vielen Bildern von diesem Kurztrip aus 2021 zu veröffentlichen. Dort findet ihr noch viele weitere Bilder und Infos zur Tour.
Elbtal
Immer Anfang November findet das ‚Fotocamp Herbstlicht‘ im Elbtal statt. Dies führte mich 2022 in diese tolle Region Deutschlands. Nun ist diese Jahreszeit schwierig für Fotografie. Es gibt eigentlich nur 2 Möglichkeiten: bei Sonnen ein tolles Bild mit super Licht oder bei schlechtem Wetter kein Bild wegen Nebel.
Ich hatte auch hier Glück und einen tollen Fotowalk durch die böhmische Schweiz rund um Jetřichovice und einen schönen Sonnenuntergang an der Bastei. Aber ein Sonnenaufgang am Lilienstein fiel hier aber auch komplett aus wegen Nebel.
Weiter Bilder zur Foto-Veranstaltung und den Fotospots findet ihr in meinem Blog-Post aus 2022
Prag (und Tschechien allgemein)
Das Elbtal etwas weiter, z.b. im Speisewagen eines Schnellzuges, ist man schnell in Tschechien. Am bekanntestes ist Prag die auch ‚die goldenen Stadt‘ genannt wird und im Herbst richtigem Licht diesem Namen wirklich alle Ehre macht. 2013, also vor über 10 Jahre, war ich mal dort Ende Oktober und hatte auch hier viel Glück mit dem Wetter. Die Bilder habe ich damals direkt in einem Blogpost gesteckt.
Übrigens der im Post genannte Zug EC 173 fährt immer noch mit dem tollen ungarischen Speisewagen. Das sogar von Hamburg Altona aus. Eine Mitfahrt kann ich nur empfehlen, bei regnerischem Herbstwetter draussen schmeckt die heiße Gulasch-Suppe aber sicherlich doppelt so gut. Die, ebenfalls guten, Speisewagen der Tschechischen Bahn werden leider demnächst gegen moderne Fahrzeuge mit schlechterem Angebot ausgetauscht.
Prag ist zwar wirkliche sehr schön, aber inzwischen auch sehr überlaufen von Touristen zu alle Jahreszeiten. Selbst im November fand ich es hier recht voll. Ich kann hier nur empfehlen direkt mit dem nächsten Zug weiter innerhalb von Tschechien zu fahren. Zum Beispiel nach:
- Pilsen (Plzeň) – Die Geburtsstadt des Pilsner Biers.
- Český Krumlov – Ein mittelalterliches Städtchen mit einer beeindruckenden Burg und der Moldau,
- Olomouc – Eine kleine Universitätsstadt mit vielen Barockdenkmälern und einer ruhigen Atmosphäre.
- Liberec – Eine Stadt im Norden mit einer Seilbahn auf den Jeschken (Ještěd).
Jede dieser Städte sind auch sehr interessant, bieten eine angenehme Abwechslung zum Trubel Prags und lassen sich auch bequem (und nachhaltig) mit dem Zug erreichen.
Weitere Bilder im Blog-Post aus 2012
November – Ein unterschätzter Reisemonat?
Konnte ich euch den November etwas schmackhaft machen? Schreibt doch mal in die Kommentare.
Ich habe noch einige Kurztrips mehr aus diesem Monat, die nach einem weiteren Blogpost rufen. Erst vor Kurzem war ich noch in Venedig zu einer Foto-Veranstaltung ‚Venedig im Nebel‘ – es war enttäuschend. Kein Nebel, dafür eine Woche praller Sonnenschein 🙂
In Edinburgh war ich 2009 im November und einige Male im Dezember. Im für wirklich schlechtes Wetter veruzenden Irland war ich schon in jeder Jahreszeit, natürlich auch im November, und ich kam hier sogar mit einem Sonnenbrand zurück. Weiter gab es noch ein paar Bahntouren in dem Monat quer durch Osteuropa – auch mit gutem Wetter. Glaubt ihr mir nicht? Mehr Bilder als Beweise kommen im nächsten Post dazu.