Im Fotografie tut gut Freundeskreis gibt es eine tolle Aktion: Eine alte Mittelformatkamera der Marke Rollei Cord wurde von Teilnehmer zu Teilnehmer gesendet. Falk Frassa hatte diese Kamera am 11.8.2023 in Ratingen auf eine lange Reise geschickt. Letztes Wochenende, beim grossen Treffen des Freundeskreises in Duisburg, kam die Kamera wieder zurück und mit ihr viele Fotos und vor allem Geschichten von den 21 Personen, welche diese Kamera in dem Zeitraum benutzt haben. Dabei ist die Kamera durch ganz Deutschland, Österreich, Dänemark und Belgien gereist, war im Backofen, in einem Stahlwerk, an Stränden und in den Bergen, bei Musik-Sessions und an ganz stillen Orten – ja, und eine Station war sie auch bei mir.
Im Folgenden will ich euch nun die Bilder zeigen, die mit der Kamera entstanden sind. Viele der Bilder sind nicht perfekt – aber vielleicht macht auch gerade das die Fotografie mit der Rollei etwa aus.
Die Kamera war übrigens auch beim Stefan in Duisburg und beim Knut in Österreich, die in ihrem Blog bzw. Podcast das Erlebte mit der Kamera dokumentiert haben.
Ankunft der Rollei

Im März letzten Jahres war es soweit: Die Rolleicord kam bei mir an. Ich hatte lange darüber nachgedacht – was wollte ich fotografieren, wie würde ich damit umgehen, und ob es diesmal überhaupt klappen würde mit der analogen Fotografie bei mir? Mein erster analoger Versuch war ein totaler Reinfall mit kaputten Entwicklungen und sogar kaputten Kameras. Aber jetzt war da diese alte Rollei in meinen Händen – und ich war gespannt, was passieren würde.
Der erste Eindruck
Schon beim Auspacken war ich begeistert. Die Kamera fühlte sich einfach gut an – schwer, robust und voller Spuren vergangener Abenteuer. Sie hatte schon viele Stationen im Freundeskreis hinter sich. Aber dies war nur ein ganz kurzer Zeitraum in ihrem langen Kameraleben. Ich wusste, dass sie unter anderem wohl einem Journalisten in Ratingen gehört hat. Jetzt war ich an der Reihe. Genau ein Jahr, nachdem die Kamera ihre Reise in Ratingen gestartet hatte.
Alles ist anders an der Rollei

Schon das Einlegen des Roll-Films war direkt ein kleines Abenteuer. Dank einiger YouTube-Videos gelang es mir halbwegs. Ich summte dabei leise: „Du musst nur den Nippel durch die Lasche zieh’n…“ – das passte irgendwie zur Technik dieser Kamera.
Alles an der Rollei war anders als bei den Kameras, die ich kannte. Schieber für das Einstellen der Belichtungszeit und Blende, eine große Rolle zum Scharfstellen, ein Mini-Hebel zum Auslösen und ein spiegelverkehrtes Sucherbild, auf das man von oben schaut – alles ohne Autofokus oder Hilfen.
Ich hatte das Gefühl, in eine andere Welt zu schauen – alles war entschleunigt, analog, fehleranfällig … und faszinierend.
Mit der Rollei unterwegs

Die ersten Bilder
Mein Plan war, eine kleine Reportage zu machen. Schnell merkte ich: Das ist mit der Rollei kaum machbar. Viel zu langsam. Ich hätte mir ein Schneckenrennen oder das Einwohnermeldeamt als Motiv suchen müssen.
Also konzentrierte ich mich erstmal auf ruhige Szenen – Ruhrgebietsromantik, Industriekultur, stille Ecken. Mein Ziel: 6×6-Bilder, die die Atmosphäre einfangen. Und das möglichst stressfrei.
Reise ins Sauerland
Am ersten Tag mit der Kamera fuhr ich ins Sauerland zu meinen Eltern. Die Digitale blieb zuhause. Ich vergaß prompt den Belichtungsmesser. Typisch. Aber zum Glück gab’s im AppStore eine Lösung. Die App „LightMe“ rettete mich – damit konnte ich Licht messen, ein Erinnerungsbild machen und sogar Werte speichern. Ganz analog war das Ganze dann also doch nicht mehr.
Unterwegs
Im Pott unterwegs
Eine Idee von Anfang an war, mit der Rollei etwas ‚Ruhrpott-Atmosphäre‘ einzufangen. Von Ratingen aus schaue ich auf HKM, eines der letzten Stahlwerke in Deutschland. Regelmäßig sehe ich die großen weißen Wolkenn und weiß, dass wieder Koks abgelöscht wurde, oder sehe den Hochofen in der Ferne.
Sehr gefreut hat mich, dass Patrick Komfort mich samt Rollei rund um „sein“ Stahlwerk kutschiert hat. Patrick ist ein richtiges Stahlkind und arbeitet bei HKM. Vielen Dank nochmal! Es war spannend, mit dieser alten Kamera um die Industrieanlagen zu ziehen, die großen Bahnanlagen zu sehen, durch die alten Industrie-Siedlungen zu gehen oder einfach am Rhein zu stehen und auf die Anlagen zu schauen.
Abkühlung im Rhein

Hier entstand auch ein weiteres Lieblingsbild von mir. An dem heißen Tag sucht eine Familie Abkühlung im Rhein und im Hintergrund sieht man die Kraftwerks-Kühltürme von HKM.
Grünes-Ruhrgebiet und Duisburg-Ruhrort
Das Thema hat mich aber auch nicht losgelassen. So war ich mit der Rollei in den Feldern von Duisburg-Serm unterwegs. Hier ist alles grün und es gibt Landwirtschaft, während im Hintergrund das Stahlwerk seine großen Wolken produziert. Etwas weiter war ich dann bei der bekannten Landmarke „Tiger und Turtle“, wo es dann wieder einen guten Blick auf HKM gibt. Die Aufnahmen hier entstanden dann im letzten Licht des Tages, was mit der Rollei dann eine weitere Herausforderung darstellt.
In Duisburg-Ruhrort habe ich dann nochmal versucht, Ruhrgebiets-Atmosphäre zu finden – an der typischen Trinkhalle oder am Rheinhafen mit der Schimanski-Gasse. Hier entstanden dann auch aus Versehen einige Doppelbelichtungen – das passiert schnell, wenn man vergisst, bei der Rollei auf das nächste Bild zu kurbeln nach der Aufnahme. Aber auch diese Bilder haben ihr Flair.
Der Teddybär in der Bahn

Hier brachte ich dann auch ein weiteres meiner Lieblingsbilder auf den Film: in der Straßenbahn zwischen Ruhrort und dem Duisburger Hbf. Es war voll, heiß, stickig. Eine Frau saß am Fenster, mit einem riesigen Teddybären im Arm. Sie hörte Musik und schien die Welt auszublenden. Das Licht fiel perfekt auf sie und den Bären.
Ich schätzte schnell die Belichtung, richtete die Kamera halbwegs aus – und Klick. Ich hoffte, dass dieses Bild etwas werden würde. Als ich es nach der Entwicklung sah, war ich erleichtert. Es war vielleicht technisch nicht perfekt – aber es hatte Stimmung.
Ich hätte nie gedacht, dass das mit der Rollei geht – aber wenn man minutenlang in den Lichtschacht starrt, wirkt das auf Passanten eher wie ein technisches Kuriosum. Man fällt kaum auf – ist die RolleiCord vielleicht DIE Streetphotography-Kamera?
Rollei in Ratingen und eine Reportage
In Ratingen wollte ich der Kamera ein Stück Geschichte zurückgeben – sie gehörte mal einem Ratinger Reporter. Auf dem Wochenmarkt versuchte ich, ein paar Straßenszenen einzufangen.
Strassenmusik Reportage mit der Rollei
Da ich gerne Reportage fotografieren wollte, wollte ich dies auch sehr gerne mit der Rollei probieren. Das wäre sicherlich extrem schwierig .

Auf der Oberstraße von Ratingen traf ich aber Alexander Seidl, der hier mit seiner Gitarre Werbung für sein anstehendes Konzert machte. Dies war die ideale Chance für eine kleine Reportage. Mit der Rollei schlich ich so um Alexander herum und versuchte, wie sonst auch mit meiner Canon, Motive aus allen Winkeln einzufangen. Naja, die Ergebnisse sind nicht immer scharf, aber ich bin trotzdem mit mir zufrieden.
Die RolleiCord ist SteamPunk
Beim Steampunk-Treffen in Henrichenburg (siehe mein Beitrag aus letztem Jahr) war die Rollei nicht nur ein perfektes Accessoire, sondern es entstanden auch ein paar analoge Bilder an dem Tag.
Unterwegs in Düsseldorf

Um den letzten Film dann auch noch vollzubekommen war ich dann auch noch in Düsseldorf und am Düsseldorfer Flughafen unterwegs, um ein paar Aufnahmen zu finden.
Zwei Wochen, acht Filme
In den zwei Wochen, die die Kamera bei mir war, habe ich ganze acht Filme belichtet. Die Filme ließ ich bei Optik Oldschool in Düsseldorf entwickeln. Und ich war überrascht: Viele der Bilder sind tatsächlich etwas geworden! Klar, es gab auch ein paar Doppelbelichtungen und Leerbilder – aber deutlich weniger, als ich befürchtet hatte. Die Kamera hat mich wirklich begeistert. Sie war die erste analoge Kamera, mit der ich richtig Spaß hatte.
Fazit
Am schwierigsten war für mich nicht die Bedienung – obwohl die echt ungewohnt war. Nein, es war das quadratische Format. Mein Bildaufbau funktionierte nicht immer. Das hätte ich besser vorher mal digital ‚geübt‘. Naja, und sicherlich sind viele Bilder nicht perfekt geworden. Aber für die ersten Schritte im Mittelformat bin ich sehr zufrieden mit mir.
Und ja: Ich war dann auch froh, dass die Kamera dann weitergereist ist – denn analog fotografieren ist echt teuer. Filme, Entwicklung, Scans … Das summiert sich. Aber die Rollei war einfach spannend – weil sie so komplett anders ist.
Übrigens die RolleiCord ist weiter auf Reise im Fotografie tut gut Freundeskreis. Sie wird sicherlich noch weitere tolle Geschichten erleben und diese sollen demnächst auch in einem Zine gedruckt werden.
Ich habe mal einen Nachbau einer Rollei besessen- eine Meopta Flexaret- auch mit 6×6 Rollfilm. War schon ein cooles Teil. Leider hat sie einer meiner Brüder damals geschrottet- aber ich war sofort bei Dir als DU das Handing beschrieben hast- aber Rollfilm einlegen könnte ich auch heute noch, glaub ich jedenfalls.
Ich habe ja bis dato nur eine kleine Auswahl der Bilder gesehen, bin total beeindruckt!
Wirklich richtig, richtig starke Bilder!
Schon beeindruckend deine Ergebnisse mit der Rolleicord. So ganz anders.
Moin Michael, deine Reise hast du sehr schön beschrieben. Die Fotos sind mega! Das ist ne klasse Idee von Falk gewesen. Bin gespannt auf die anderen Ergebnisse.
LG, Holger