Aufenthalt im Ausweichsitz NRW

Von Michael Koopmann

Du sollst sofort deine Sachen aus dem Büro nehmen und sofort in den Polizeibus steigen. Es geht direkt los. Dass diese Situation passieren könnte, war dir bewusst. Aus diesem Grund hattest du auch einen Rucksack mit den wichtigsten Dingen in deiner Dienststelle stehen. Der Bus fährt schnell über die Autobahn an Köln vorbei. Es wird zum Ausweichsitz der Landesregierung in die Eifel gehen. In der Stunde Fahrzeit machst du dir Gedanken, was wohl passiert ist? Entweder es ist eine Übung oder der unvorstellbare Ernstfall ist wirklich eingetreten. Du wirst keine Möglichkeit mehr haben, deiner Familie oder Freunden noch Bescheid zu geben, dass diese sich als erste in Sicherheit begeben.

Mitten in einem Waldstück der Eifel hält der Bus vor einem einfachen Wohnhaus mitten im Wald. Die Gruppe wird eine lange Treppe hochgeführt und nur kurz begrüßt. Ihr gehört zu den 200 Mitarbeitern der Landesregierung, darunter 3 Minister und der Ministerpräsident, die nun in diesem Bunker die Aufgabe haben, die Bevölkerung Nordrhein-Westfalens bestmöglich zu schützen und so viele wie möglich Leben zu erhalten. Ihr passiert die zwei großen Stahltüren, die wenig später mit einem dumpfen Knall hinter euch geschlossen werden. Im schlimmsten Fall ist dies nun euer Zuhause für die kommenden 30 Tage, und erst dann gehen diese Türen wieder auf. Kurz darauf bekommt Ihr die Meldung aus dem Fernschreiber gezeigt:

mehrere detonationen im ruhrgebiet 
warnaemter geben in kuerze detaillierten informationen. vorbereitende massnahmen sofort einleiten.
es ist jetzt 13:05

Nach einer kurzen Einweisung in die Räumlichkeiten muss es schnell losgehen. Wenig später kommt das „WaDuForm 5“ – das Warndienstdurchsageformular aus dem Fernsprechraum. In 30 Minuten erreicht radioaktiver Niederschlag Düsseldorf, 2 Stunden später Köln und weitere 2 Stunden später Bonn. Ihr müsst sofort alle möglichen Maßnahmen einleiten, damit noch so viele Menschen wie möglich evakuiert werden können. Den Gedanken, dass dies nur ein Bruchteil der Einwohner dieser Städte sind, verdrängt ihr schnell. Es ist viel zu tun…

Führung und Fototage im Bunker

Zum Glück ist dies nur ein fiktives Szenario, das unser Führer Harald Röhling uns auf der Führung durch den ‚Ausweichsitz NRW‚ erzählt. Der Kalten Krieg ist vorbei. Zum Glück ist es nie zu einem Atomwaffeneinsatz in Deutschland gekommen und in dem Bunker hier gab es nur Übungen. Trotzdem fühlt es sich bedrückend an, besonders da aktuell wieder die Spannungen zwischen West und Ost steigen. Der Bunker ist seit 1993 nicht mehr in Betrieb und nun im Privatbesitz und mit viel Leidenschaft und Liebe fürs Detail von der Familie Röhling gepflegt. Für Führungen und auch Fotoveranstaltungen wird er regelmäßig interessiertem Besucher gezeigt.

Im Rahmen einer dieser Fotoveranstaltungen waren wir vom ‚Fotografie tut gut – Freundeskreis‘ hier. Neben der Führung durch den Bunker gab es umfangreiche Fotomöglichkeiten in fast allen Räumen des Bunkers. Vom Kommando-Raum, dem Radio-Studio, über die Krankenstation bis zu den Lagerräumen. Fast alle Räume sind noch wie damals ausgestattet und bieten interessante, aber auch teilweise sehr bedrückende, Fotomotive. Dazwischen gibt es die Möglichkeit, sich am Vormittag bei einem Brunch oder nachmittags bei Kaffee und Kuchen aufzuwärmen. Im Bunker sind es konstant 7 Grad das ganze Jahr. Also vielleicht gerade für den Sommer ein spannendes Motiv.

Normale Führungen durch den Bunker gibt es regelmässig. Termine und weitere Infos stehen auf der Webseite des ‚Ausweichsitz NRW‘.

Hurra die Welt geht unter

Es ist einfach der passende Soundtrack zu diesem Beitrag ‚K.I.Z. – Hurra die Welt geht unter ft. Henning May‚. Die Bunker-Szenen in dem Video wurden übrigens im gleichen Bunker aufgenommen.

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2 Gedanken zu: “Aufenthalt im Ausweichsitz NRW

  • Monika 24. Oktober 2024 at 18:52

    Starke Fotos, vielen Dank für deinen Bericht!!

  • Michael Koopmann 25. Oktober 2024 at 5:53

    Danke dir Monika.

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